Mit dem RedBulli in die Leoganger Steinberge

Krasse Kraxelei in den Leoganger Steinbergen

Die Leoganger Steinberge sind eine alleinstehende Gebirgsgruppe in den Nördlichen Kalkalpen. Da sie von den Ballungszentren München, Salzburg und Innsbruck ausreichend weit entfernt ist, geht’s auch nicht so zu dort. Die Passauer Hütte, in herrlicher Aussichtslage westlich der Mittagsscharte gelegen, machen wir zu unserem Stützpunkt! Der höchste Punkt, das Birnhorn, überragt mit 2.634m die ganze Region. Ein herrlicher Aussichtspunkt, wenn man die anstrengende Kraxeltour auf sich nimmt!

Anreise wie so oft mit dem RedBulli. Es regnet leicht, als wir am Freitagabend in Leogang ankommen. Eigentlich ganz angenehm nach den heißen Tagen der letzten Wochen…

Heute Abend gibt’s Pizza im „Jedermann„, gleich an der Hauptstraße. Rustikal gehalten, ein „Beisl“ mit recht guter Küche.

Mit vollem Magen machen wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Parkplatz für die kurze Nacht. Im Ort finden wir einige etwas abgelegene Stellplätze, schließlich fällt die Wahl auf eine ruhige Parkbucht neben einem beinahe ausgetrocknetem Bach. Bei leisem Geplätscher schläft sich’s doch am besten!

Morgens dann zum Bäcker Ritter an der Hauptstraße, ein kleines Frühstück, wieder rein in den Bulli und hoch zum Ausgangspunkt unserer Tour, dem kleinen Parkplatz im Ullachtal.

Der Aufstieg:

Es ist kühl und bewölkt, perfekte Bedingungen für den steilen Aufstieg, der uns bevor steht. Erst laufen wir ein kurzes Stück am Bach entlang, der vor kurzem wohl kein Bach, sondern ein reißender Strom gewesen sein muß – zahllose Baumstämme ragen aus den Geröllmassen, die die Unwetter der letzten Monate vom Berg herunter gerissen haben. Trotzdem gibt es hier einen netten und unversehrten Picknickplatz direkt am Wasser, den merken wir uns für den Rückweg vor!

Konstant steil geht es nun bergauf. Erst über eine Weide, von der wir einen ersten gewaltigen Eindruck von der Größe des Birnhorn und seiner Nachbarn erahnen könnten, wäre da nicht die dicke Wolkendecke…

Weiter durch schönen Bergwald. Alles wirkt bei dieser Witterung irgendwie mystisch. Passend zu dieser Stimmung sind entlang des Weges aus Baumstümpfen geschnitzte Tiere verteilt und kleine Hinweisschilder an den Bäumen beschreiben Tier- und Pflanzenwelt in dieser Region.

Im Aufstieg zur Passauer Hütte
Im Aufstieg zur Passauer Hütte
Mittagsscharte mit Blick zum Fahnenköpfl
Mittagsscharte mit Blick zum Fahnenköpfl

Wir überschreiten die Baumgrenze, schlängeln uns in Serpentinen durch Latschenfelder weiter nach oben und wissen sofort, warum man die Gegend „Steinberge“ nennt – weitere 500 Höhenmeter durch schweißtreibend steiles, hochalpines Gelände, über Steinstufen oder betonierte Trassen liegen vor uns, bis endlich weit oben die Fahnen der Passauer Hütte in Sicht kommen. An ersten Seilsicherungen entlang gehangelt und vorbei am Abzweig zu den sehr schwierigen Klettersteigen Leoganger Süd (bzw. Nord im Abstieg auf der Rückseite) am Fahnenköpfl (alle diese Steige sind auf z.B. auf der oben verlinkten Seite der Passauer Hütte beschrieben und zigfach im Internet zu finden) gelangen wir schließlich hoch auf die Mittagsscharte.

Auf den letzten Metern zur Passauer Hütte
Auf den letzten Metern zur Passauer Hütte

Nun sind es nur noch ein paar Meter und wir kommen nach 1.200 Höhenmeter im Aufstieg trotz der kühlen Witterung leicht erhitzt an der Passauer Hütte auf 2.051m an.

Die Passauer Hütte und Umgebung:

Die Hütte selbst existiert seit 1891 und hat schon einiges in ihrer Geschichte mitgemacht, auch dies kann aber auf deren Homepage bestens nachgelesen werden. Zwischen 2012 und 2015 wurde die Hütte grundlegend modernisiert und deutlich erweitert. Dabei hat sie aber ihre Gemütlichkeit absolut bewahrt.

Passauer Hütte auf 2.051m
Passauer Hütte auf 2.051m

Der sehr nette Hüttenwart Michi Faber begrüßt Neuzugänge äußerst freundlich, was heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Das Online-Buchungssystem hat 1a geklappt, wir dürfen uns als Früh-Ankömmlinge die Betten noch aussuchen. Unsere Zimmer sind perfekt: 8er Lager, top-Matratzen, nix knarzt und quasi neue und blitzsaubere Toiletten. Trotzdem null Massenabfertigungs-Flair (die Hütte hat ja auch nur 43 Lagerplätze).

Eine Kaspreßknödelsuppe und ein Helles später beschließen wir, die Gegend zu erkunden. Ein größerer Gipfelsturm fällt heute wegen der Wetterlage aus, nicht weit über uns hat sich die Wolkendecke konstant eingenistet. Es bietet sich daher der nahegelegene Hochzint mit seinen 2.246m an.

Blick zurück zur Passauer Hütte
Blick zurück zur Passauer Hütte

Ab der Hütte ist man in 30 – 45 Minuten und nur 200 Hm oben, bereits mit weitem Blick nach Süden ins Leoganger Tal, ins felsige Rund des Kalkmassivs der Leoganger Steinberge und natürlich zurück zur Hütte.

Abends gibt’s Schweinebraten und gemütlichen Austausch mit den anderen Wanderern. Alles sehr familiär, passend zur Hütte und deren Personal. An dieser Stelle ein großes Lob an Michi und sein immer entspannt wirkendes Team!

Kraxel-Runde über’s Birnhorn:

Nach dem leckeren Frühstücks-Buffet geht’s gut gestärkt los!

Aufstieg von der Passauer Hütte früh am Morgen
Aufstieg von der Passauer Hütte früh am Morgen

Erst marschiert auf dem selben Pfad wie gestern Nachmittag, dann gleich das erste Highlight – das Melkerloch, ein gewaltiges Felsentor, welches man nordwärts durchschreitet.

Melkerloch auf 2.193m
Melkerloch auf 2.193m

Danach wird’s spannend. Immer wieder quert man steil ansteigend über teils gesicherte Bänder, kraxelt kurze Scharten und Steilstufen hoch, alles auf der Südseite des Massivs.

Aufstieg zum Birnhorn 2.634m
Aufstieg zum Birnhorn 2.634m

Gerade im Sommer kann es hier unheimlich heiß werden, der frühe Morgen bietet sich somit zum Aufstieg an. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier unbedingt erforderlich!

Über Felsenbänder und Steilrampen auf's Birnhorn
Über Felsenbänder und Steilrampen auf’s Birnhorn

Beinahe oben angekommen dann noch ein paar kleine Blöcke hochklettern und man ist am Ziel – der Ausblick ist bedingt durch die exponierte Lage der Birnhorns wirklich phänomenal und alle Mühe wert! Unterhalb des Gipfelkreuzes kann man gut geschützt auf einem Bankerl rasten und den Ausblick weit in die Zentralalpen genießen.

Auf dem Gipfel des Birnhorn in 2.634m
Auf dem Gipfel des Birnhorn in 2.634m

Nach einer kleinen Stärkung geht’s wieder runter, diesmal aber gen Norden. Man schlittert zu Beginn mehr als dass man geht, auf immerhin gut seilgesicherten Schuttbändern.

Schuttbänder am Abstieg vom Birnhorn
Schuttbänder am Abstieg vom Birnhorn

Vor einem leuchten die fast weißen, abgeschabten Kalkfelsen, soweit das Auge reicht.

Leoganger Steinberge: Felsen, soweit das Auge reicht
Leoganger Steinberge: Felsen, soweit das Auge reicht

Am Kuchlnieder auf 2.437m hat man dann die Wahl – steigt man auf das von hier schnell erreichbare Kuchlhorn 2.500m auch gleich noch – oder tritt man wie ich man den Rückweg an?

Entscheidung am Kuchlnieder - auf's Kuchlorn oder zurück zur Passauer Hütte?
Entscheidung am Kuchlnieder – auf’s Kuchlorn oder zurück zur Passauer Hütte?

Hierzu nimmt man den alpinen, alten und eher eher übersichtlich gesicherten Steig, oder den neuen und top-gesicherten Klettersteig (leicht). Die Entscheidung fällt auf letzteren, eine gute, wie ich meine.

Klettersteig am Kuchlnieder - wo geht's lang?
Klettersteig am Kuchlnieder – wo geht’s lang?

Sehr steil geht’s hinunter, wer einen Klettersteiggurt dabei hat, schüttet sicherlich weniger Adrenalin aus als ich. Aber alles machbar, gut konzentriert gelangt man problemlos an den Fuß der Wand.

Quer über ein weites Geröllfeld und später entlang der neuen Quell-Wasserleitung gelangt man wieder zurück zur Passauer Hütte.

Kaspreßknödelsuppe uns hausgemachter Apfelschorle
Kaspreßknödelsuppe uns hausgemachter Apfelschorle

Nach den Mühen des Gipfelsturms schmeckt der Schweizer Wurstsalat, die bereits bekannten Kaspreßknödel und ein hausgepresster Apfelsaft so richtig gut! Und es steht uns ja noch einiges bevor…

Der Abstieg:

Auf zur Mittagsscharte und wieder runter, auf dem gleichen Weg wie gestern.

Blick nach Saalfelden beim Abstieg von der Passauer Hütte
Blick nach Saalfelden beim Abstieg von der Passauer Hütte
Von den Steinbergen in den lichten Latschenwald im Abstieg von der Passauer Hütte
Von den Steinbergen in den lichten Latschenwald

Mit dem Unterschied, dass heute die Sonne brennt. Im Tal hat’s nämlich 30° und die entgegen-kommenden Bergsteiger leiden teilweise sichtlich.

Blick zurück auf's Birnhorn
Blick zurück auf’s Birnhorn

Wir freuen uns in der kühleren Wald-Etappe über die dort zahlreich vorhanden Bänke und nutzen diese ausgiebig. Ein Blick zurück macht deutlich, wieviel Strecke und Höhe man an den beiden Tagen zurückgelegt hat!

Abkühlung im Ullachtal
Abkühlung im Ullachtal

Endlich zurück am Parkplatz angekommen, jetzt heißt es Füße kühlen im eiskalten Gebirgsbach! Und weil’s so schön ist, suchen wir uns eine kleine Gumpe und hüpfen gleich ganz rein.

Und auf dem Heimweg:

Unweit von Fieberbrunn liegt der sehr hübsche Pillersee in gleichnamigen Tal. Den sollte man nicht verpassen.Baden am Pillersee

Für 2€ Gebühr gelangt man auf einen weitläufigen Parkplatz; schwimmen ist aufgrund der Wassertemperatur nicht so recht angesagt, aber diverse Wassersportler (SUPer hauptsächlich) paddeln munter über den See. Verpflegung ist ebenfalls vor Ort, ein prima Platz also, um die beiden phantastischen Tourentage nochmals Revue passieren zu lassen!

Krasse Kraxelei in den Leoganger Steinbergen
Krasse Kraxelei in den Leoganger Steinbergen

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