Im Westen von Namibia häufen sich die Attraktionen massiv: karge Landschaften und wilde Canyons in der Namib-Wüste; Wanderungen in den Naukluftbergen; oder unglaubliche Farbenspiele im Sossusvlei, bei den vielleicht höchsten Sanddünen der Welt? Eines haben sie gemeinsam – es regieren Weite und Stille…
So, leider hat uns der Nebel in Swakopmund zwei Tage begleitet (siehe unser letzter Bericht). Somit ist’s gut mit Atlantik und Zivilisation. Schnell noch Proviant für die nächsten Tage eingekauft; leider gibt’s an Feiertagen – in diesem Fall ist Weihnachten – kein Bier oder Wein im Laden – striktes Alkohol-Verkaufsverbot! Blöd gelaufen.
Los geht’s erstmal ein Stück an der Küste entlang, bis Walvis Bay, und von dort aus weiter hinein in die Namib-Wüste. Die Schnellstraße führt erst gut ausgebaut (Teer!) gen Windhoek. Weiterhin gut geschottert, schließlich schlecht geschottert. Auch die Vegetation ändert sich – erst beidseitig Sanddünen, ohne Bewuchs, dann keine Sanddünen mehr, trotzdem nichts, schließlich wird’s leicht hügelig und hat verbrannte Grasreste. Wüste eben.
Man sollte meine meinen, dass in solch einer Gegend keine Lebewesen existieren können, doch erkennen wir in weiter Ferne unter Zuhilfenahme unseres Fernglases Oryx-Antilopen und Strauße. Ziemlich widerstandfähig!
Durch den Kuiseb-Canyon
Auf einmal ändert sich die Landschaft spektakulär! Eine schwarze, total bizarre Felsenlandschaft tut sich im Kuiseb Canyon auf.
So stelle ich mir die Erd-Entstehung vor. In steilen Kurven geht es in tief in die Schlucht hinunter. Unten im Flussbett trotz Trockenheit erstaunlicherweise einiges an Grün!
Genauso steil geht’s drüben wieder rauf und schwupp – sind wir wieder in einer anderen Welt. Weiter Blick, Berge in der Ferne, Sand, Wüstenfeeling pur.
Mittagspause in der Rostock Ritz Desert Lodge
Wir überfahren den Südlichen Wendekreis, den “Tropic of Capricorn”. Kurz danach der Abzweig zur Rostock Ritz Desert Lodge. Ziemlich nobel, sogar mit eigenem Landeplatz für Flugzeuge.
Brauchen wir nicht unbedingt, trotzdem ist der Spot perfekt für einen Mittags-Snack. Bei der Foto-Session treffen wir auf zwei im Areal heimische halbzahme Zebras. Ziemlich witzig, hätten wir in dieser Region eigentlich nicht erwartet, gibt’s aber, wie wir auf der weiteren Fahrt noch sehen werden, neben Oryx’en ziemlich häufig hier.
Ein kleiner Streifzug um die Lodge und den darüber liegenden Hügel offenbart nochmals die Endlosigkeit und Kargheit dieser Gegend.
Angekommen im Camp Gecko
Das Ziel für heute ist das Camp Gecko. Hier leben René und Heidi, Schweizer auf ihrer 60 km2 großen Farm. Ziemlich lässig, die ganze Lage – im zentralen Bereich ums Haupthaus ist die Farm angelegt wie ein kleiner botanischer Garten.
Ein kreisrunder, relativ großer Pool, mit natürlichem Grundwasser gefüllt (chlorfrei!), bringt uns Erfrischung bei aktuell 37°.
René fertigt nebenberuflich Messer an („Gecko Knives“). Einige davon sind bei ihm auch ausgestellt. Fasziniert mich ziemlich, so lasse ich mir vom verwendeten Stahl bis zur Herstellung der Klinge und der Griffe alles genau erklären.
Wen’s ebenfalls interessiert – Details zu seinen Messern bitte direkt seiner Seite entnehmen.
Im Eagles Nest
Unser Platz wird dann das Eagles Nest, und das macht seinem Namen alle Ehre! Wir schauen von dort auf eine endlose Weite hinaus. Das Ganze wirkt so irrational groß und weit, dass man eine optische Täuschung vermutet – ist aber keine. Mindestens 30 km reicht die Sicht, alles eben, mit Büschen und kleinen Bäumen bewachsen, bis die fernen Berge (oder die Erdkrümmung?) der Sicht ein Ende setzen.
Klo, Dusche, Waschbecken, alles Open Air. Nur ein kleiner Sichtschutz schirmt einen auf der Toilette oder beim Duschen ab.
Aber wer soll schon schauen? Außer Wildtieren ist dort nichts und niemand…Kein Haus, keine Straße, nichts…
Der mittlerweile obligatorische Braii schmeckt klasse, die Sonne versinkt in der Ferne – und dann erst der Sternenhimmel – Wahnsinn.
Mondlose Nacht, wirklich vollkommene Finsternis. Kaum zu beschreiben. Zum krönenden Abschluss rauscht beim Zähneputzen in der Finsternis dann auch noch eine Sternschnuppe vorbei.
Am Morgen dann 10 Minuten Spaziergang runter zum Haupthaus und ein Sprung in den Pool. So kann der Tag beginnen. Vor der Abfahrt fragen wir dann noch René und Heidi über alles mögliche aus und halten sie von der Arbeit ab. Wirklich sehr sympathisch, die beiden!
Über den Spreetshoogte Pass
Ein paar Kilometer nach der Farm fahren wir bereits steil bergauf. Erfreulicherweise ist die Straße hier nun gepflastert. Nach jeder Spitzkehre ein neuer Ausblick auf die Ebene unter uns.
Obwohl es ein ziemlicher Umweg ist, kehren wir nun nicht um, sondern fahren auch noch den zweiten großen Pass der Region, den Remhoogte.
Landschaftlich ebenfalls sehr interessant, allerdings ohne eine so markante Abbruchkante wir beim Pass zuvor.
Abstecher ins Örtchen Solitaire
So ganz klar ist uns nicht, warum um das winzige Nest Solitaire so ein Aufhebens gemacht wird.
Eine Tanke, ein Bäcker mit berühmten Apfelkuchen und ein paar vor sich hin witternde Oldtimer. Dazu eine sündteure Lodge. Das alles im Nirgendwo. OK, stand im Reiseführer und es lag auf dem Weg…
Markenzeichen von Solitaire… …Oldtimer… …und Apfelkuchen!
In die Naukluftberge – komplett andere Landschaft
Die Bergkette Naukluft trennt die Wüste vom bewirtschafteten Hochland. Zudem bietet sie diverse Wandermöglichkeiten, berühmt ist hier ein 8-Tages-Trail. Den machen wir bei der Hitze natürlich nicht!
Unsere Unterkunft ist das Namib Naukluft Camp. Liegt genau am „Fluß“ im Grünen in der Schlucht. Tolle Lage, allerdings wird vor den zahlreichen Baboons, also Pavianen, gewarnt, die tatsächlich die Vor- und Dachzelte der Camper aufreißen, um an Lebensmittel zu gelangen. Nicht umsonst läuft hier ein mit einem Gewehr bewaffneter Ranger auf und ab und warnt die Gäste.
Wir treffen allerdings auf keinen einzigen Affen, da haben wir wohl Glück gehabt. Der Nachbar zwei Stellplätze weiter hatte es nicht, der besitzt jetzt dummerweise kein Vorzeit mehr…
Um 6 Uhr stehen wir auf und starten umgehend zum Waterkloof Trail, der normalerweise 17 km um einen Berg herum führt und 6-7 Stunden dauert.
Wir gehen zwei Kilometer zu einem kleinen Pool (=Gumpe) und brechen wieder ab. Nix für diese Jahreszeit.
So kommen wir entsprechend früh weiter und erreichen in der absoluten Mittagshitze den Ort Sesriem.
Zum Sossusvlei, zu den (vielleicht) höchsten Sanddünen der Welt
Nicht ganz gut getimed, unsere Ankunftszeit, es hat 40°. So harren wir im Restaurant des Camps aus, bei Rock Shandy, dem Namibischen Nationalgetränk. Es wird jedoch tendenziell eher wärmer. Zudem kommt ein massiver Sandsturm auf, der ein vernünftiges Ankommen (und relaxen…) am Campingplatz unmöglich macht. Was tun?
Tour zum Sesriem Canyon
Wir machen einen kleinen Ausflug! Dort im tiefen Sesriem Canyon ist es zwar nicht kühler, aber (zumindest unten) schattig und kaum windig. Hier hat sich der Tsauchab-Fluß tief ins Konglomerat-Gestein eingegraben.
Tatsächlich gibt es hier unten einzelne Pfützen, die den Vögeln eine gute Lebensgrundlage schaffen. Aus dem Konglomerat ausgebrochene Kieselsteine bieten reichlich Platz zum nisten.
Ein unerwartet interessanter Ort, dieser Canyon, hätten wir nicht gedacht!
Abends Lichtspiele auf der Elim-Düne
Der Sturm lässt nach und die Temperatur sinkt. Gleich am Eingang zum Nationalpark, hinter Campingplatz und Tor, erreicht man die äußerste Düne, die Elim. In knalligem rot präsentiert sie sich in der tiefstehenden Sonne. Wir sind etwas zu früh dran und damit die ersten. Somit haben wir beste Aussicht auf die unmittelbar am Parkplatz unter den Bäumen chillende Gnu-Herde, die uns irritiert anglotzt.
Mit Tieren nicht genug, gleich auf den ersten Schritten zur Düne verschrecken wir eine ganze Horde Oryx-Antilopen, die direkt dahinter gefressen hatten.
Man muss die Düne nicht komplett erklimmen, schon auf der Hälfte des Weges ist die Aussicht dermaßen klasse, so dass man sich den mittlerweile startenden allabendlichen Massenansturm getrost schenken kann. Wir lassen die anderen ziehen und sitzen still auf halber Höhe und genießen auch so den Sonnenuntergang.
Frühmorgens raus zu den Dünen am Sossusvlei
Um 04:50 klingelt der Wecker. Kaum aus dem Dachzelt geklettert, sehen wir schon die ersten Fahrzeuge am Gate auf Einlass warten. Man kann’s auch übertreiben. Die 60 km zum Sossusvlei ziehen sich dann doch ziemlich, im Park herrscht Speedlimit.
Am 2×4-Parkplatz noch schnell den Reifendruck reduziert, dann rumpeln wir über teils tiefen Sand zum Endspurt die letzten 6 km. herunter.
Erst 5 Autos da, perfekt! Den Sonnenaufgang auf der Düne haben wir zwar verpasst, aber das ist egal. So perfekt, wie sich die Licht- und Farbenpracht der Sanddünen nun präsentiert!
Zu „Big Daddy“, der höchsten, ist’s ein weiter Weg! Für die ca. 300 Höhenmeter hinauf brauchen wir gute 1 1/2 Stunden. Immerhin ist’s wenigstens noch schön kühl!
Die Mühen ist es aber absolut wert! Ein Wahnsinns-Rundumblick bietet sich, ganz besonders hinunter ins Deadvlei.
Dorthin surfen wir dann barfuss wieder hinunter. Eine riesige hellgraue Ablagerungszone. Hier hat der Tsauchab immer wieder seinen Schlamm abgeladen, wenn er’s überhaupt bis hierher geschafft hat und nicht zuvor versiegt ist.
Im Vlei selbst stehen die Überreste uralter (man schätzt 500-900 Jahre) Kameldornbäume. Ein irres Ensemble!
Auch auf dem Rückweg bleiben wir erneut NICHT im Sand stecken, hurra! Die Reifen mit unserem Bord-Kompressor wieder auf Normaldruck gepumpt und schon cruisen wir wieder raus aus dem Park.
Snack in der Namib Naukluft Lodge
Noch eine ziemliche schicke Lodge liegt auf unserem weiteren Weg. Die Namib Naukluft Lodge schauen wir uns doch mal an! Mit zwei Pools in einem sehr schön und geschmackvoll bepflanzten Garten. Auch der Snack schmeckt, die Preise sind ok und angemessen. Die Preise der Unterkünfte befinden sich aber eher oberhalb unseres budgetierten Rahmens, so reisen wir weiter.
Letzte Nacht im Dachzelt auf der Solitaire Guest Farm
Ein kurzes Stück weiter finden wir die Solitaire Guestfarm. Ebenfalls mit schönem Garten und kleinem Pool, den wir als Camper mitbenutzen dürfen. Schöner Stellplatz, wie meistens in Namibia mit toller Aussicht. Nice!
PIN IT…
…auf Pinterest !
Das war’s dann auch mit unserer Tour in diese faszinierenden Region. Wir fahren zurück nach Windhoek, geben unseren 4×4 wieder zurück und holen uns einen Kleinwagen, mit dem wir weiter auf die Okambara Elephant Lodge fahren. Mehr dazu und unseren Erlebnissen dort findet Ihr im folgenden Beitrag!
Zuerst einmal ich lese deinen Blog sehr gern. Manches erinnert mich auch an unsere Namibia- Reise, aber ihr habt sicher mehr gesehen. Das Dünenbild im Sussuvlei haben wir auch. Damals waren wir nur 3 Leute auf der Düne. Dann einen guten Rutsch in das neue Jahr und weiter so.
Liebe Grüße
Rosi
Hallo Hanns
Deine Seite ist wunderschön, Deine Berichte sehr interessant. Ich hoffe, du konntest während der Pandemie auch die Welt bereisen.
Ich bin über deinen Artikel von Camp Gecko gestolpert. Wie Du vielleicht weiss, sind Heidi und René (mein Bruder) nicht mehr auf Camp Gecko. Deshalb läuft der Link zu Renés Messer website in’s leere. Dürfte ich Dir zur Nachpflege seine jetzige Website angeben. Wäre super, wenn er bei dir verlinkt bleiben dürfte. Er macht auch weiterhin wunderschöne Messer, einfach jetzt auf einer Farm im Norden.
http://www.geckoknives.com
Danke und es liebs Grüessli us der Schwiz.
Carmen
Hallo Carmen,
vielen Dank für Dein Lob. Freut mich sehr!
Sehr lustig, zufällig habe ich genau diese Woche tatsächlich die Webseite von “Gecko Knives” abgesurft, weil ich wissen wollte, wie es René geht. Super, dass es mit seiner tollen Messerschmiede weiter geht!
Den Link dorthin habe ich bereits angepasst.
Sag dem René bitte ganz viele Grüße und wir freuen und sehr, ihn besuchen zu dürfen, wenn wir endlich wieder nach Namibia kommen können. Unsere letzte Reise dorthin ist ja auf den letzten Drücker im März 2020 ausgefallen… Sehr schade!
Viele Grüße aus München, Hanns