Im wilden Norden Madeiras

Schon die Anfahrt vom Süden in den Norden von Madeira ist ein Erlebnis: nur noch 7 Grad auf dem Bergkamm, dichtester Nebel, der Sprühregen kam quasi waagerecht daher. Die geplante Wanderung in Rabaçal wurde dadurch vorerst vereitelt…

Ganz andere Landschaft als auf der übrigen Insel dann im Norden der Insel! Wilde Atlantikwellen prallen an schroffe Felsen, der Wind tobt, Nordland-Feeling kommt auf. Beeindruckende Steilküsten prägen die Aussicht.

Wir sind im Hotel aqua natura in Porto Moniz eingezogen. Leider war wieder nur Platz für eine Nacht, früh buchen ist hier unabdinglich!

Porto Moniz im Nordosten von Madeira

Ein toll gelegenes Hotel, unmittelbar an den Felsenschwimmbecken, die mitten in die schwarzen Lavafelsen hinein gebaut wurden. Bei Flut kracht die Brandung bis weit ins Becken hinein. Wir haben es ausprobiert – Wassertemperatur 18 Grad, Lufttemperaturen 16 Grad, geht schon so…!

Felsenschwimmbecken in Porto Moniz

Tagesausflügler überall, sie werden mit Bussen heran gekarrt. Die Hotel-Kapazitäten sind (noch) eher gering.

Ein Fahrt entlang der Küste ist wirklich beeindruckend! Ein Steilabbruch nach dem anderen und alles grün, grün, grün…

Steilküste bei Porto Moniz

Leider ist die alte Küstenstraße nicht mehr befahrbar. Bis vor kurzem konnte man sie zumindest noch in Richtung Porto Moniz einseitig befahren, aber nun ist sie gesperrt. Etliche Felsstürze blockieren die Fahrbahn, nichts geht mehr. Schade!

Nachdem es aber relativ neue Beschilderungen von der neuen Tunnelstraße zur alten Straße und auch frische Markierungen auf den Straßen gibt, besteht Hoffnung, dass sie wieder freigeräumt und befahrbar gemacht wird…?!?

Gesperrte alte Küstenstraße

Seixal ist ein kleines Örtchen außerhalb der neuen Tunnelstraße. Hier bekommt man noch einen Eindruck davon, wie es wohl mal war, als der Verkehr noch außen am Berg entlang fuhr. Einige Restaurants gibt es noch, jedoch hat alles irgendwie einen morbiden Charme…

Seixal an der Nordküste Madeiras

Von Porto Moniz kommend, haben wir kurz vor der Abfahrt nach Seixal ein kleines Restaurant an der Hauptstraße entdeckt. Man sitzt nach hinten hinaus mit Meerblick. Kleine Karte, fast ausschließlich Fisch. Unsere Dorade war hervorragend, der Chef äußerst sympathisch! Anhaltspunkte: das Haus ist dunkelrot, auf der gelben Markise steht „Nicola“. Tipp!

In Ponta São Vicente, das eigentlich etwas abseits der Küste liegt, gibt es ein paar Lokale an entlang einer Parallestraße außerhalb der Tunnels. Nicht wirklich malerisch dort, aber das Essen im O Virgilio war hervorragend!

Eine wunderbare  Straße führt von São Vicente hinauf zum Encumeada-Pass. Tropisches Grün und bunte Blumen und Sträucher säumen die steilen Hänge.  Wenn das Wetter mitspielt, gibt es hier zahlreiche Wanderungen bis in große Höhen hinauf. Bei uns war es leider wieder einmal neblig und so haben wir auf einen Fußmarsch verzichtet. Die Straße, die  auf der Passhöhe in Richtung Paul da Serra und Rabaçal abzweigt, war aktuell wegen Erdrutschen gesperrt. Hinunter nach Ribeira Brava dann ähnlich schön. Kurz vor dem Ort kann man dann links oben am Hang die Levada do Norte entdecken (siehe auch mein Beitrag über Levada-Wanderungen).

Wer keine Lust auf Pässe hat, nimmt stattdessen den großen Tunnel, der gleich nach São Vicente beginnt und kurz vor Ribeira Brava wieder ans Tageslicht kommt. Ist die wichtigste Nord-Süd-Verbindung der Insel.

Nun eine ganz andere Ecke:

Wandervorschlag im ruhigen Nordwesten: Rundweg ab Ponta do Pargo, Rother Tour 57 aus dem MADEIRA-Guide.

Und wieder mal völlig andere Landschaften. Ab Porto Moniz geht’s erstmal steil bergauf, kurze Zeit später wähnt man sich irgendwo im asiatischen Dschungel (wenn nicht das Auto-Thermometer 10 Grad anzeigen würde…). Wildes Gekurve rauf und runter an dichtest bewachsenen Hängen entlang, Farne, Eukalyptusbäume und sogar Palmen wachsen hier dicht an dicht.

Plötzlich Schluss mit Urwald, offenbar wüteten hier früher heftige Waldbrände – viele abgestorbene Bäume an den Hängen, dafür Weiden und Äcker, zumeist aber nicht bewirtschaftet. Die Landflucht hat hier deutliche Zeichen gesetzt, etliche Häuser sind verlassen oder gar verfallen, keine Touristen, lediglich Wanderer sind unterwegs.

Die Tour führt dann vom Startort schnell bergauf zur Levada Nova, an der es lange entlang geht.

Levada Nova im Nordwesten von Madeira

Immer wieder schöne Blicke aus dem lockeren Bergwald nach unten auf die kleinen Dörfchen und die grünen Hänge und das Meer im Westen.

Lichter Bergwald im Nordwesten von Madeira

Wie hoch man hier dann doch unterwegs ist, bekommt man kurz darauf eindrucksvoll zu sehen! Kurz nach dem kleinen Kirchlein Boa Morte beim Ort Cabo gibt es einen Aussichtspunkt: beinahe senkrecht stürzt das Land hier 400 m tief zum Meer ab. Unten brandet der Atlantik an leere Steinstrände, zu denen es keinen direkten Landzugang gibt.

Steilküste im Nordwesten von Madeira

Irgendwie erinnert diese Region von Madeira an Irland oder Schottland, eine vom Wind zerzauste und karge, aber ultragrüne Landschaft. Vielleicht haben wir aber auch, bei nur frostigen 13 Grad Lufttemperatur, einen leicht gefrusteten Eindruck von der Gegend bekommen 🙂

Hätte die Sonne gescheint, wäre mindestens die zweite Hälfte der Tour recht warm geworden. An Kopfbedeckung und Sonnenschutz denken! Etwa mittig gäb’s auch ein Restaurant ca. 5 min vom Weg entfernt (beschildert). Insgesamt knappe 14 km, 450 Hm in ca. 4 Std. Gehzeit.

2 Gedanken zu „Im wilden Norden Madeiras“

  1. Sieht alles seehhr beeindruckend aus! Nur das Sommerfeeling will nicht so recht aufkommen. Aber wer braucht das schon im Urlaub, wenn in München seit April Sommer ist; -) Weiterhin spannende Tage

  2. Die Küstenstrasse ist Stand September 2018 noch gesperrt und macht nicht den Eindruck dass sie geöffnet wird (Steine auf der Strasse, die halbe Strasse fehlt)….

    P. S. Bei Sonnenschein ist Seixal nicht morbide

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