Der Herbst nähert sich nach dem Traum-Sommer 2018 mit Riesenschritten. Eigentlich eine gute Idee, das verlängerte Wochenende über Allerheiligen für eine Reise nach Südtirol zu nutzen! Leider kommt uns die derzeit vorherrschende stürmische Wetterlage über Norditalien mit viel Regen und Wind ein bisschen in die Quere…
Vom Föhnsturm verweht
Aber von Anfang an: kleiner Zwischenstopp in Innsbruck. Der Föhn weht wie verrückt, 17°! Nichts ungewöhnliches in diesen Herbst. Wir schlendern durch die Stadt und freuen uns auf die kommenden 5 Tage.
Weiter geht’s über den Brenner. Wir verlassen die Autobahn bereits auf der Passhöhe, um über die alte Brenner Landstraße runter nach Sterzing zu fahren. Bis gestern Abend war diese noch gesperrt, noch immer laufen die Aufräumarbeiten nach den schweren Murenabgängen der letzten Tage. Neben der Straße wird fieberhaft mit schwerem Gerät gearbeitet, um die Schuttmassen aus den Bächen zu baggern. Doch die Räumfahrzeuge haben gründlich gearbeitet, alles ist wieder gut befahrbar und wir gelangen problemlos ins Tal.
Der kürzeste Weg Richtung Meran führt nun über den Jaufenpass. Den wollen wir natürlich fahren. Nicht ganz überraschend liegt dort oben allerdings ziemlich viel Schnee, die Straße ist aber frei. Der Quattro muss seine Qualitäten erfreulicherweise nicht ausspielen, obwohl noch Sommerreifen aufgezogen sind. Gut, wenn man vor der Reise noch die Wetterlage und die Straßenverhältnisse abcheckt…
Ankunft auf dem Wunderlehof in Schenna, die gleiche Location wie schon im vergangenen Jahr. Fantastische Sicht und irre Farbenspiele im Dämmerlicht an den gegenüberliegenden Berghängen. Allerdings naht die Schlechtwetterfront mit Riesenschritten. Mal schauen wie es hier in Kürze abgeht… Jetzt erst mal fix in die extra für uns aufgeheizte Sauna!
Nach einem prima Abendessen sinken wir dann müde ins Bett.
Der neue Tag startet trüb und regnerisch
Nach dem Frühstück steht fest – an eine Wanderung ist erstmal nicht zu denken. Alternative? Wieder die kleine aber feine Sauna im Wunderlehof. Wir genießen 2 Stunden Entspannung pur mit schwitzen und lesen.
Das wird aber doch bald langweilig; der Regen lässt nach und wir starten los. Durch Meran und auf der Schnellstraße ins Vinschgau Richtung Reschenpass. Höhe Schnalstal parken wir den Wagen.
Zum Schloss Juval und dem Messner Museum
Etwa 45 Minuten steigen wir auf. Erst auf der kleinen, für Individualverkehr gesperrten Straße (es verkehren aber Pendelbusse zum Schloss). Etwa auf halbem Weg zweigen wir kurz links in den Staber Waalweg ab, und gleich wieder rauf in Richtung Schloss Juval. Vorbei an einigen Jausenstationen, die allerdings bei der heutigen Witterung wenig einladend ausschauen. Das letzte Stück geht steil auf alten Steinpfaden bergauf, das Schloss Juval bereits im Blick.
Das Schloss gehört Reinhold Messner und berherbergt eines seiner derzeit 6 „Mountain Museen“.
Der Eintritt kostet 10€ für Erwachsene, eine Führung lohnt sich unbedingt! Ein äußerst sympathischer Guide erklärt uns die Geschichte des Schlosses und gibt nette Anekdoten zu den Besitzern, der Famile um Reinhold Messner, preis, u.a. wie Reinhold seinerzeit beim „Einbruch“ in sein eigenes Schloss (die Haustüre war nachts versperrt und die Familie dummerweise draußen) abgestürzt ist und sich das Fersenbein gebrochen hat. Etliche Sammelstücke der Reisen zum Himalaya und anderen asiatischen Zielen sind hier auf dem Gelände verteilt.
Man spaziert auch durch den Keller der Messners, wo neben Ausrüstungs-gegenständen der unzähligen Expeditionen auch – eher unspektakulär – fein säuberlich in den Regalen eingemachte Marmeladengläser aus der Region aufbewahrt werden.
Auf der Teerstraße steigen wir wieder ab. Leicht unterkühlt fahren wir zurück in unsere Unterkunft, wohin, na klar, in die Sauna.
Wer abends nicht im Wunderlehof essen möchte (was ein Fehler sein kann, denn das Essen dort schmeckt super), dem sei die Pizzeria Petermann oben in Schenna empfohlen. Über einen alten steinigen Steig (im Dunkeln unbedingt eine Taschenlampe mitnehmen) gelangt man hoch ins Ortszentrum. Oberhalb des Zentrums befindet sich das Restaurant. Dauert zu Fuß glatte 30 Minuten, die sich aber lohnen. Die Pizzen sind hervorragend! Reservierung wichtig, ist immer ziemlich voll.
Spazieren auf dem Algunder Waalweg
Der neue Tag bringt, fast war es ja schon zu erwarten, wieder Regen. Laut Vorhersage allerdings erst ab Mittag. So fahren wir das kurze Stück rüber nach Dorf Tirol und starten Richtung Algunder Waalweg, der in Grätsch beginnt. Gleich zu Beginn hat man einen schönen Blick hoch zum Schloss Tirol.
Der Weg zieht sich oberhalb des Meraner Beckens am Sonnenhang (naja, heute passt der Name nicht wirklich…) entlang gen Westen. Immer wieder tolle Ausblicke!
Alles sehr gut ausgebaut und weitgehend eben. Diverse mediterrane Pflanzen wachsen in den Gärten entlang des Weges. Selbst Kiwis, wir trauen unseren Augen nicht! Bis zum Umkehrpunkt bei Töll sind es auf einfacher Strecke ca. 2 Stunden Marsch. Unzählige Beschreibungen des Weges kursieren im Internet, darum gehe ich darauf nicht näher ein.
Auf den Einkehrtipp beim Restaurant Leiter am Waal allerdings schon. Dort gibt‘s nämlich feine einheimische Speisen zu moderaten Preisen. Geht man den Waalweg hin und zurück, bietet sich eine Rast dort an.
Zurück nach Dorf Tirol wandern wir den gleichen Weg wie auf dem Hinweg. Alternativ steigt man nach Algund oder Meran ab und verlängert die Tour entsprechend. Heute allerdings nicht, der Regenschirm bleibt leider konsequent aufgespannt, bis wir das Auto wieder erreichen…
Zurück im Wunderlehof und – wer hat‘s erraten – in die Sauna zum wieder aufwärmen… Abends erfreuen wir uns an Forelle und einigen Verdauungs-Schnapserl auf dem Wunderlehof.
Bergtour auf die Mutspitze 2.291m
Es regnet – NICHT! Flott gefrühstückt und ab nach Dorf Tirol! Die Seilbahn bringt uns von dort schnell zur Bergstation Hochmuth auf 1.351m. Durch den Wald quert man dann in ca. 45 min hoch zum Gasthaus Mutkopf, das bereits auf 1684m Höhe liegt.
Von dort zieht ein äußerst gut gesicherter Weg (für meinen Geschmack etwas übers Ziel hinaus geschossen…) über die Bergflanke nach oben. Die Steigung ist gleichmäßig und halbwegs moderat. Bis auf 2.000 m Höhe ist neben dem exzellent und aufwändig gepflasterten Weg sogar ein Holzgeländer angebracht.
Der Weg ist somit für „Jedermann“ angelegt. Was aber definitiv nicht heißt, dass man ihn unterschätzen darf. Er führt durch alpines Gelände und ist nur mit entsprechender Ausrüstung zu besteigen! Bergtaugliche Schuhe sind unabdinglich!
Erst weiter oben, wenn die Gräser den Steinen weichen, muss man sich zunehmend auf seine alpinen Fähigkeiten verlassen, einige wenige leicht ausgesetzte Stellen sind nun auch dabei. Mehr Schwierigkeiten verursacht heute allerdings der verbliebene Schneematsch der Unwetter der vergangenen Tage, der mit zunehmender Höhe die Steinplatten ziemlich rutschig macht. Erhöhte Vorsicht ist geboten!
Der Gipfel der Mutspitze auf 2.291m ist bald erreicht, das Kreuz thront auf einem Felsblock, ein Seil hilft hinauf. Die Sicht ist der Hammer! Unten Meran in seinem Becken, ganz klein im Vordergrund Dorf Tirol. Dahinter ragen Ifinger und Hirzer in den wolkenverhangenen Himmel. Auf der anderen Seite zieht sich das Vinschgau nach hinten weg. Und gleich hinterhalb der Mutspitze das Felsenmeer mit den Spronser Seen und den umliegenden Gipfeln. Einfach herrlich!
Der Abstieg wird erwartet hakelig – ziemlich rutschig geht’s nach unten, Konzentration ist gefragt. Kaum ist der Schnee verschwunden, erleichtern die Steinstufen den schnellen Abstieg erheblich. Nach etwa 45 Minuten erreicht man wieder den Mutkopf- Hof und weitere 30 Minuten später auch wieder den Gasthof Hochmuth. Zeit für ein Bier und nochmal tolle Aussicht, bevor’s mit der Bahn wieder runter geht.
Zu guter Letzt – Wanderung zum Kirchenhügel St. Hippolyt
Die Abreise steht an – vorher fahren wir aber noch nach Tisens, um auf einer kleinen Rundtour zum Kirchenhügel St. Hippolyt zu wandern. Geparkt wird gleich nach dem Tunnel auf der Gampenjoch-Passstraße. Bereits 20 Minuten später steigt man die letzten Stufen auf den Kirchenhügel und ist überwältigt vom Ausblick, der sich auftut.
Von Meran bis zu den Dolomiten reicht der 180°-Blick. Das kleine Kirchlein liegt wie hingemalt am höchsten Punkt. Ein lange Rast folgt, wir genießen Blick und die dieser Tage leider rare Sonne ausgiebig.
Der Abstieg in den Wald hinunter ist steil und felsig. Unbeschadet erreichen wir den Abzweig zum Hofstätterhof (rechts würde es weiter runter nach Lana gehen). Nach einem leichten Anstieg und durch einige Apfelplantagen hindurch erfreuen wir uns am Ausblick vom Biergarten der Buschenschank aus.
Einheimische Produkte gibt’s im Hofstätterhof, besonders die Speck- und Kasknödel sind empfehlenswert. Dazu ein kleines Glaserl Wein, wieder bleiben wir länger sitzen als geplant.
Doch der Kurzurlaub ist nun zu Ende und der Aufbruch zurück in die Heimat steht an. Zum Auto laufen dauert zuvor noch eine halbe Stunde.
Trotz sehr wechselhaftem Wetter hat sich der Trip gelohnt! Auch wenn die Sonne nicht scheint, gibt’s hier Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten ohne Ende. Ein bisschen flexibel muss man halt sein…