Zwischen Etoscha Nationalpark und Atlantikküste gibt’s in Namibia einiges zu sehen: wilde Felsformationen, versteinerte Wälder, traumhafte Landschaften und uralte Felsmalereien der Buschmänner.
Ugab-Terrassen & Vingerklip
Nach so viel Tieren im Etoscha Nationalpark (siehe letzter Bericht)gibt’s heute wieder ein paar Fahrtkilometer außerhalb von Nationalparks, unser Ziel sind erstmal die berühmtem Ugab-Terassen mit dem Vingerklip-Felsen.
Hier liegt das Auffanggebiet des Ugab-Flusses, der viel später am südlichen Ende des Skeleton Coast Parks in den Atlantik mündet. Vor etwa 2 mio Jahren begann die Erosion und hinterließ die bis heute verbliebenen Terrassenformationen, teilweise bis zu 160 m aufragend. Ein sehr aufregendes Gebiet!
Werbung: Verknüpfung auf Amazon. Mit dieser Landkarte sind wir unterwegs. Detailgenau, alle Straßen und viele Zusatzinfos sind enthalten. Sehr empfehlenswert, wenn man als Selbstfahrer reist.
Auf der Ugab-Terrace-Lodge
Unser Ziel für heute ist die Ugab-Terrace-Lodge, von der aus sich ein spektakulärer Ausblick über das gesamte Tal bietet. Es gibt neben den Chalets in Traumlage auch drei Campsites unterhalb. Wer hier Gast ist (und wir sind heute in der kompletten Lodge die einzigen), darf Pool und Infrastruktur nutzen. Sehr angenehm!
Von hier oben aus blickt man unfassbar weit ins Land, auf die berühmten Felsformationen mit dem bekanntesten, dem Vingerklip.
Ebenso vom Pool aus, der etwas versteckt in eine kleine Schlucht gebaut ist. Ziemlich schick alles!
Das Abendessen schmeckt uns hervorragend, wieder mal Oryx, diesmal als Steak, danach steigen wir 15 min steil hinab zu unserem völlig versteckten Platz auf halber Höhe des Berges. Mutterseelenallein.
Die Toiletten und Duschen sind leider etwas verwahrlost, ungewöhnlich, so sauber, wie wir Namibia bisher kennengelernt haben.
Aufstieg zum Vingerklip
Frühmorgens starten wir los zum Vingerklip. Die Fahrt dauert keine 10 min. Wir sind heute die ersten Gäste.
Wir die anderen Terrassen auch, besteht diese, nicht der Erosion zum Opfer gefallene, Säule aus einem Konglomerat aus Sand und Steinen. Mit einem Umfang von nur 44 m und einer Höhe von 35 m ragt er markant zwischen den anderen, erheblich größeren Terrassen hervor.
Über eine kleine Steilpassage, bei der sich unser 4×4 erstmals wirklich nützlich macht, erreicht man den oberen Parkplatz.
In wenigen Minuten spaziert man normalerweise um den Vingerklip herum, dank der unvorstellbaren Weitsicht verbringen wir hier oben fast eine Stunde.
Weiter geht’s durch’s Damaraland
Petrified Forest, ein Versteinerter Wald
Wir fahren weiter. Schotterpisten wechseln sich mit Sandpassagen ab, Wellblechgerüttel ist allgegenwärtig. Die Landschaft ändert sich ständig. Weite wüstenartige Ebenen, felsige Mondlanschaften, runde rote Felsgebilde. Und wir erreichen den Versteinerten Wald. Dabei handelt es sich um fossile Baumstämme, deren Alter auf etwa 280 mio Jahre geschätzt wird.
Wir wandern mit einer Führerin durchs Areal und erhalten einen interessanten Vortrag zur erdgeschichtlichen Entstehung der Region und der (mutmasslichen) Herkunft der zu Stein gewordenen Bäume.
Die Felsmalereien von Twyfelfontein
Ist seit 2007 UNESCO-Weltkulturerbe. Auf der Fahrt dorthin wechseln sich rote Felsen mit grün-grauen ab. Dazwischen rote Sandpassagen. Es geht durch Ebenen und über kleine Bergstraßen. Total einsam. So stelle ich es mir auf dem Mond vor.
Wären da nicht die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Region, so wären wir vermutlich niemandem begegnet. Immerhin ein paar Toyotas mit Dachzelten kommen uns so entgegen. Also Touri’s wie wir.
An den Berghängen rund um Twyfelfontein befindet sich eine der größten Ansammlung von Steingravuren. Das Alter ist unklar, Experten streiten sich. Zwischen mehreren Hundert oder Tausend Jahre sollen sie alt sein.
Ein Führer ist obligatorisch. So starten wir an der Quelle, der ein Farmer 1947 den Namen „Twyfelfontein“, also zweifelhafte Quelle gegeben hat. Grund für diesen lusteigen Namen ist die Tatsache, dass die Quelle kaum mehr als einen Kubikmeter Wasser am Tag ausspuckt.
Unser Rundgang dauert etwa 45 min und führt uns zu diversen Darstellungen von Tieren des ganzen Landes: natürlich alle Arten von Antilopen, Löwen, Giraffen, Elefanten, aber auch Seelöwen und Pinguine, welche an der Atlantikküste vorkommen. Erstellt von Buschmännern. Man vermutet, zu Schulungszwecken für die „Buschkinder“; aber auch einfache Landkarten sind zu finden: zur Markierung von Besonderheiten der Region wie Wasserlöchern, oder guten Tier-Beobachtungspunkten, aber wohl auch zur Gefahrenabwehr – dort sind Wasserlöcher mit Löwen dargestellt.
Interpretationsmöglichkeiten sind wie immer vielfältig, uns hat’s gut gefallen. Auch unser Guide war motiviert und hat alle Fragen zu unserer Zufriedenheit beantwortet – und das will was heißen 🙂
Übernachtung mit Panorama-Blick
Nur ein paar Kilometer weiter befindet sich das Mowani Mountain Camp, extrem hochpreisig. Laut diversen Internetforen sind Camper hier bestenfalls geduldet und ohne Voranmeldung geht nichts.
Tatsächlich wirkt der Wörter am Eingang etwas reserviert, taut aber nach ein paar blöden Jokes auf und wird richtig witzig. Wir dürfen uns den letzten verbleibenden Platz, den hintersten des unendlich riesigen Areals anschauen und sind begeistert. Schnell einchecken! An der Rezeption von Vorbehalten nichts zu spüren. Sehr freundlich werden wir empfangen.
Unser Platz selbst – der Hammer. Zwischen große rote Granitfelsen eingebettet, eigenes Bad zwischen die Felsen integriert, Kraxelfelsen zum Bilder machen rundherum. Eine kleine Küche etwas versteckt an die Steine gekuschelt.
Und dann erst die Aussicht! Im Vordergrund eine Steppe mit einzelnen Bäumchen, dahinter farbenfrohe Formationen, groß und klein, ganz weit weg kann man noch die oben beschriebene Mondlandschaft erkennen.
Es wird dunkel, die Sterne kommen raus, wie im Traum.
Am nächsten Morgen machen wir einen weiten Spaziergang bis weit um den Berg herum und genießen nochmals richtig die tolle Region.
Beim Frühstücken freuen sich diverse Vögel über unser Müsli, selbst Hornbills sitzen frech am Tellerrand. Auf dem Bild oben war er noch in der „Sondierungsphase“…
Zwischenstop am Madisa-Camp
Auf dem Weg machen wir Halt am Madisa-Camp. Wurde uns von einem Freund empfohlen, er war vor 4 Jahren da. Ebenfalls an einem großen Granitfelsen gelegen, mit tollem Pool in wunderschöner Gegend. Wer auf den kleinen Berg hinter dem Camp steigt, hat tollen 360 Grad Weitblick.
Zum höchsten Massiv von Namibia, dem Brandberg
Die Weiterfahrt zum Brandbergmassiv ist ebenfalls wieder ein Traum. Schon von weitem ist die höchste Erhebung Namibias sichtbar. Der Königstein als Haupt-Gipfel ist 2.573 m hoch.
Und wieder eine unerwartete Bewegung kurz vor Ankunft an der Brandberg White Lady Lodge – was wir erst für hohe, schräge Masten halten und über deren Sinn rätseln, entpuppt sich als zwei Giraffen! Hier?!?
Im Camp erfahren wir, dass sie in der Gegend zwar vorkommen, doch eher selten sind.
Die Lodge selbst liegt direkt am (derzeit ausgetrockneten) Ugab-Fluß und ist eine Oase in der Wüste.
Am Pool und botanischen Garten relaxen wir den Rest des Nachmittags, bevor wir unser Lagerfeuer starten und im Sonnenuntergang unseren „Braai“ genießen. Auf deutsch – wir grillen. Und das quasi alleine. Die nächsten Nachbarn sind gute 100 m weg.
Die hier heimischen Wüstenelefanten sehen wir leider nicht. Aufgrund der Trockenheit haben sie sich weiter ins Gebirge zurückgezogen, wo es noch einzelne kleine Wasserlöcher gibt.
Obwohl wir am nächsten Morgen eine riesige Pfütze vor unserem Wagen vorfinden. Die sicher nicht ein Reh oder ein Rind hinterlassen haben kann… Was das war, werden wir wohl nicht erfahren…
Morgenspaziergang ums Camp
Der Morgenspaziergang auf einen der umliegenden Hügel offenbart uns noch als die Vielfalt dieser Region. Alles dominierend das Bergmassiv. Darunter wie ein grüner Strich durch die Landschaft der geschwungene Flusslauf, an dem sich einiges an Vegetation halten kann. Und dahinter – bewuchslose Stein- und Sand-Wüste, so weit das Auge reicht. Bestenfalls einige Dornbüsche können sich in dieser trostlosen Region halten.
Grober Schotter auf dem Weg zur Spitzkoppe
Die weitere Fahrt ist ausnahmsweise landschaftlich nicht so schön. Auf einer unglaublich schlechten Sand-, Geröll- und Schotter-Piste brausen wir etwas 100 km nach Süden. Schon von weitem können wir das Massiv um die dominante Spitzkoppe, 1.728 m, erkennen. Rot leuchtet sie in der Ferne, das „Matterhorn Namibias“.
Etwas belustigt fahren wir an einem 100 km/h – Schild vorbei. Unser Toyota leidet bereits bei 60 bis 80 deutlich…
An der Spitzkoppe
Wir erreichen das Spitzkoppe Camp. 31 Plätze gibt’s, kein Wasser, kein Strom., Trocken-Klo’s. Nix als Natur. Am Eingang noch schnell ein Burger zur Stärkung, dann geht’s hinein ins Areal.
Völlig andere Landschaft wieder – rote Granit-Kuppen leuchten in der Sonne. Ein Kletter-Eldorado soll das sein. Schwer vorstellbar, hier bei 37 Grad herum zu kraxeln. Aber jeder wie er mag. Wir sehen allerdings auch keine Kletterer…
Felsmalereien hat’s hier ebenfalls zahlreich, aufgrund Vandalismus in der Vergangenheit geht aber alles nur noch mit Führer anzuschauen. Nicht’s für uns diesmal.
Platzsuche. Einer besser als der andere. In Nischen am Rande der Felsen gebaut. Wir entscheiden uns für einen in völliger Alleinlage. Geschätzt einen halben Hektar groß. Wobei – Grenzen gibt es hier keine. Um unsere Nachbarn zu sehen, müssen wir erst auf die Felsen hinter uns steigen.
Die Spitzkoppe und ihre kleineren Geschwister kann man mit dem Auto umfahren. Allrad ist hier Pflicht. Andrea fährt wie auf der Dakar-Rallye. Wir passieren die Spitzkoppe-Lodge. Luxus. Wir wollen aber definitiv nicht tauschen. Unser gesamtes Areal ist der Wahnsinn.
Wasser und Duschen gibt’s nur am Eingang an der Rezeption. Die ist aber 4 km entfernt. Wer sich da nicht bereits beim Ankommen wäscht, bleibt stinkig.
So dermaßen abseits der Zivilisation sind all diese Plätze hier, kaum vorstellbar. In Europa gibt’s sowas leider nicht mehr…
Abendliche Lichterspiele…
Unser Braai, äußerst schmackhaft!
Leider werden wir beim Genuss gestört – die Sonne geht unter, es nieselt ganz leicht (wo das nun herkommt, bleibt unklar). Aber es bildet sich ein Regenbogen, wie man ihm ganz selten sieht. Daher ist kurzfristig auf Foto-Session umgestellt – und das Fleisch wird kalt. Egal.
Die Nacht bleibt dann angenehm warm, die Stille ist beeindruckend. So was gibt’s bei uns daheim wohl gar nicht mehr…
Das letzte Stück zum Atlantik hat’s in sich!
Um 08:50 Uhr brausen wir los. Es hat bereits 32 Grad. Die Piste ist wieder mal grottenschlecht. Man sagt mir ja nach, besonders genau zu sein – da tut mir unser Gefährt heute besonders leid.
Wie auch immer, der deutsche Sender „Hitradio Namibia“ vertreibt uns die Zeit ganz gut, der Hilux hält sich tapfer. Küstennebel kommt in Sicht. Die Temperaturanzeige zeigt nur noch 19 Grad an. Das saukalte Atlantikwasser macht sich hier schon deutlich bemerkbar. Die Landschaft ist nach wie vor völlig karstig und nicht besonders attraktiv.
Wir erreichen Henties Bay
Gleich runter zum Wasser. Die Locals erfreuen sich daran, unendlich lange Angeln vertikal an ihre Pickups zu schnallen und direkt auf dem Strand zu parken. Dort wird dann noch das Quad abgeladen und mit Vollgas in den Dünen herum gecarvt. Zur Abwechslung wird dann mal gefischt, gegrillt oder im Eiswasser herum geplanscht. Man stelle sich das mal bei uns vor…
Und weiter geht’s nach Swakopmund. Doch dazu mehr im nächsten Bericht!